Freies Netz für alle Bürger
Drei Bad Oeynhausener werben für die bundesweite Initiative
von nicole Bliesener
Bad Oeynhausen. Stahls Bratwurst, die Lederecke und das Café Casablanca haben eins gemeinsam. Sie alle haben einen Freifunk-Router aufgestellt. Dieses unscheinbare kleine Gerät hat eine Reichweite von etwa 60 Metern und ermöglicht Innenstadtbesuchern freien Zugang zum Internet. “Die Idee ist ein freies, kostenloses Netz für alle Bürger”, sagt Andreas Edler. Edler ist Mitglied von Freifunk Bad Oeynhausen.
“Wir brauchen kein Geld, sondern Leute, die mitmachen”, wirbt Edler für den Freifunk-Gedanken. Aus diesem Grund haben die Freifunker auch schon Kontakt zur Innenstadt Initiative und dem Bad Oeynhausener Wirtschaftsclub aufgenommen.
Ziel der Bad Oeynhausener Freifunker um Andreas Edler, Lars Kasper und Alexander Hermelink ist es, Einzelhändler und Privatleute mit ins Boot zu holen, um in der Innenstadt ein flächendeckendes Freifunknetz aufzubauen.
Freifunk ist eine bundesweite Initiative, die das Ziel der Einrichtung eines mobilen Internets in Bürgerhand verfolgt, das nicht zensiert wird und nicht zentral abgeschaltet werden kann. Die Initiative ist etwa zwölf Jahre alt und entstand ursprünglich in Berlin und im Leipziger Raum.
In Ostwestfalen ist Paderborn binnen eines Jahres zur zweitgrößtes Community in Deutschland gewachsen. “Dort gibt es mittlerweile über 670 Knoten”, sagt Edler. Auch Gütersloh ist mit 200 Knoten im innerstädtischen Bereich gut aufgestellt, ebenso wie Herford. In Gütersloh soll die Verwaltung gerade prüfen, ob in öffentlichen Gebäuden Router aufgestellt werden können. Die Stadt Lage hat dies gerade beschlossen.
In Bad Oeynhausen hat Freifunker Alexander Hermelink im September 2014 den ersten Knoten, also Router, eingerichtet. Etwa 30 Knoten gibt es mittlerweile in Bad Oeynhausen. Auf der Freifunk-Karte (www.freifunk-badoeynhausen.de) sind 20 Punkte eingetragen.
“In der Klosterstraße gibt es aktuell vier Punkte”, sagt Edler. Somit ist die Klosterstraße fast zur Hälfte mit freiem WLAN und Internet versorgt “Der freie Zugang ist natürlich nicht dafür gedacht, im Café zu sitzen und sich Film herunterzuladen”, fügt Freifunker Edler hinzu. Aber das Freifunknetz sei stabil genug, um Facebook und Whatsapp zu nutzen, Mails zu senden und zu empfangen sowie im Netz zu surfen.
Auch an der Kreuzung Eidinghausener Straße und Steinstraße gibt es freies WLAN. Und in Dehme, Eidinghausen und auf der Lohe sind ebenfalls schon ein paar Knoten am Netz.
Und so wird?s gemacht: Ein sogenannter Freifunk-Router, der für 18 Euro zu haben ist, wird an den Router des eigenen Internetanbieters angeschlossen. “Die Freifunk-Router erkennen sich untereinander und verbinden sich”, erklärt Edler. Je mehr Router aktiv sind, desto stabiler wird das Netz. Für Personen oder Geschäfte entstehen außer für die Anschaffung des Routers und den Strom für dessen Betrieb keine weiteren Kosten.
Wie viel Bandbreite für das Internet jeder Router-Aufsteller zur Verfügung stellt, ist jedem einzelnen überlassen. “Das lässt sich an jedem Router individuell programmieren”, fügt Edler hinzu.
Bei Bedenken bzw. der Frage, ob Aufsteller von Freifunk-Routern für die Verbreitung rechtlich zu beanstandender Inhalte verantwortlich gemacht werden können, beantwortet Andreas Edler mit einem aktuellen Urteil des Amtsgerichts Charlottenburg. Das Gericht hat im Dezember 2014 festgestellt, dass Betreiber von Freifunk-Netzwerken nicht für den Missbrauch verantwortlich zu machen sind, wenn mehr mehrere Personen den Internetzugang nutzen.
Mehr Informationen gibt es unter www.freifunk-badoeynhausen.de . Dort gibt es auch Hilfestellungen zum Kauf und zur Programmierung eines Freifunk-Routers.
© 2015 Neue Westfälische
12 – Bad Oeynhausen, Freitag 13. Februar 2015
Schreibe einen Kommentar